Emsdetten 19. Mai 1884
Geliebte Bruder und Schwiegerin!
Euer Schreiben haben wir erhalten und daraus ersehen, daß Ihr euer Bildnis zu uns gesandt habt. Wir sind auch noch recht gesund und daß hoffen wir auch von Euch. Meine jüngste Tochter Helene hat am 4 Mai am Feste des H. Ludgerus die erste heilige Communion erhalten. Die Handweberei hört hier beinahe gänzlich auf, es wird alles auf den Fabriken gemacht, wir haben hier jetzt 7 [insertion] Fabriken [/insertion] und alle mit Weberein, da wird sogar daß gröbste Sackleinen in verfertigt. Die Kaufleute werden hier alle reich, denn sie bauen sich Häuser als wenn sie ewig leben würden. Geliebter Bruder du würdest dich wundern,
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wenn du mal wieder in Emsdetten kommen würdest, denn Emsdetten ist jetzt eine große Stadt, es hat 4 Vordörfer, und es ist wohl 4mal so groß, als Du von hier gingest. Viel Neuigkeiten kann ich euch nicht schreiben. Wir haben hier eine gute Ernte, nach unserer Aussicht aber es kann uns noch alles genommen werden, es hängt alles von Oben herab. Ihr habet mich geschrieben, es sollte nur eine von meinen Kindern kommen, aber ich habe keins übrig. Hier ist aber einer in meiner Nahbarschaft, es ist ein guter Jünglich, ist aber ein Fabrikarbeiter ein Weber der hat wohl Lust nach Amerika. Darüber schreibet mich noch wieder, ob es für ihn wohl gut ist, dann wird er diesen Herbst vielleicht kommen, aber schreibet mich sobald als ihr könnet, denn sonst hat er in Amerika nicht, wo er am schreiben kann. Ihr brauchet aber nicht bange sein, daß er euch zur Last
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wird, denn Geld hat er wohl. Darüber schreibet mich doch so eilich als ihr könnet. Hier will ich mein Schreiben schliessen, daß euch mein Schreiben in der besten Gesundheit treffen wird hofft
Dein Dich liebenden Bruder Hermann
Viele Grüße von mich und meinen 3 Kinder.
Lieber Bruder Gerhard,
Ich kann es nicht unterlassen an dich zu schreiben, weil ich in einer langen Zeit nichts von dir gehört habe, ob du noch beim Leben bist oder nicht ich und meine 3 Kinder sind bis hierher noch gesund, aber das Schlimmste ist ich bin alt und kann meine Arbeit nicht mehr thun aber man muß sich in den Willen Gottes geben, denn ohne Gott können wir nichts machen. Schreibe mir doch wie es bei Euch mit der Religion steht, ob ihr auch noch christliche Religion habt oder nicht. Wir haben
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in Emsdetten strenge Religion. Wir haben 4 Geistliche und ein Krankenhaus, unsere Kirche wird uns schon zu klein. In Emsdetten haben wir 11 Schulen, das sollt Ihr wohl nicht glauben, aber es ist doch wahr. Liebe Bruder Gerhard schreibe mir doch, ob du wieder verheiratet bist oder nicht und wie es mit deinen Kindern steht. Hier schließe ich mein Schreiben.
H. Kamp
Viele Grüße an Gerhard und deinen Kindern
Viele Grüße an Bernhard und dein Frau und Kinder
Viele Grüße an deine Töchter und ihren Männern
Transcribed by Kris Kallmeyer
Emsdetten, May 19, 1884
Dear Brother and Sister-in-Law,
We received your letter and saw that you sent us a picture of yourselves. We are quite healthy and hope the same of you. My youngest daughter Helene received her first communion on May 4th on the festival of Saint Ludgerus. Hand-weaving[1] has almost completely died out here, everything is made in the factories, we now have 7 factories here and all of them with weavers, there they even make the rough sack-cloth. The merchants here are all getting rich, because they’re building themselves houses like they’ll live forever. Dear brother, you would be amazed
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if you came back to Emsdetten because Emsdetten is now a big city, it has 4 suburbs and is probably 4 times bigger than when you left here. I can’t write much news. We have a good harvest, but from our view it could still be taken from us – everything depends on Heaven above. You wrote me, only one of my children should come, but I have none left. There is one in the neighborhood, it is a good youth, a factory worker – a weaver – who wants to go to America. Write me again, whether it would be good for him, then he might come this fall, but write me as soon as you can because he doesn’t have anyone in America who he can write. You don’t need to worry about him becoming a burden
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to you because he seems to have money. Write me about this as fast as you can. I’ll end my letter here and hope that my letter will find you in the best of health,
Your loving brother, Hermann.
Greetings from me and my 3 children.
Dear Brother Gerhard
I can’t help but to write you because I haven’t heard from you for a long time whether you are still alive or not I and my 3 children are still healthy but the worst thing is I am old and can not do my work any more but one must give oneself to the will of God because without God we can do nothing. Write me how it is with you and religion, whether you still have the Christian religion or not. In Emsdetten we have
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a strict religion. We have 4 priests and a hospital, our church is getting too small for us. In Emsdetten we have 11 schools, you wouldn’t believe it, but it’s true. Dear brother Gerhard write me please whether you are married or not and how it is with your children. Here I’ll close my letter.
H. Kamp
Greetings to Gerhard and your children
Greetings to Bernhard and your wife and children
Greetings to your daughter and their husbands
[1] A popular way to earn extra money in Emsdetten at the time was to weave at home on a large loom.
Translated by Kris Kallmeyer