Author
Recipient
Eugen Klee
Emma KleeEugen Klee
Emma KleeHeuchelheim den 11. Jan. 1916
Meine Lieben!
Als Braut meines lieben Eugens, bin ich nun in verwandschaftliche Beziehungen zu Euch getreten und sei mir deshalb diese Anrede gestattet. Längst schon habe ich die Absicht einen Brief an unsere Lieben zu schreiben, aber ich wollte das nicht eher tun, als bis ich den Ring Eugens
[new page]
an meinem Finger hätte. Unter der hehren Feier des Weihnachtsfestes, tauschten wir die Ringe. Ich bin nun Eugens Braut geworden und will mich ihm in edler Liebe weihen. Und ich hoffe, daß wir dereinst so glücklich werden, so wir ihr es seid. Man träumt von künftigen schönen Zeiten, von Lenz und Liebeslust. Aber wie himmelweit sind diese Zukunftsträume verschieden von der ernsten Gegenwart. Rundum tobt der Kampf und man weiß nicht
[new page]
was die Zukunft noch bringt. Möge mein Eugen vom Kriegsgeschick verschont bleiben. Gar manches deutsche Mädchen weint um den Geliebten, gar manche Braut um den Bräutigam, der in fremder Erde, sei es in Flanderns Erde, sei es im kalten Rußland, sei es auf türkischem Boden, oder im unwirtlichen Serbien, den Heldentot schläft. Er hat sein junges Heldenleben lassen müssen und seine Liebe weint um ihn in stiller, unsagbarer Trauer. Ich bin bis jetzt von solchem Leid verschont geblieben und
[new page]
weiß ich nicht wie ich es danken soll. Wenn aber die Pflicht ihn nochmals ruft, dann müssen auch wir uns trennen können. Auch das deutsche Mädchen, die deutsche Frau muß in diesem Völkerringen aufrecht stehen, darf sich nicht beugen lassen durch Gram und Leid. Die deutsche Frau, die deutsche Jungfrau trägt bei zum Siege, sei es in der Verwundeten und Krankenpflege, oder in fleißigem, emsigem Arbeiten in Haus und Feld. Welche Unmenge an Liebesgaben und Liebesarbeiten hat deutscher Frauenfleiß zustande gebracht. Wollte Gott, daß wir Euch in stillen ruhigen Friedenszeiten einmal davon erzählen können. Indem ich Euch, meine Lieben, noch meinen herzl. Dank für die lieben Verlobungswünsche sage, bin ich mit herzlichen Grüßen Euere Lisbeth Rasp
Transcribed by Barbara Baeuerle
Heuchelheim, Jan. 11, 1916
My dear ones!
Now that I am my dear Eugen's bride, I have entered into a family relationship with you, and therefore I dare address you as such. I have had the intention to write to you for a long time, but I did not want to do so before I was wearing Eugen's ring
[new page]
on my finger. We exchanged our rings during the sublime celebration of Christmas. Now I have become Eugen's bride and I want to devote myself to him with noble love. And my hope is that some time in the future we will be as happy as you are now. One dreams of good times in the future, of spring and the pleasures of love. But how utterly different are these dreams of the future from our austere present days. There is horrible fighting going on all around, and we do not know
[new page]
what the future holds for us. Pray that my Eugen will be spared the fate of war. Many a German girl weeps for her beloved, many a bride for her bridegroom, who sleeps a hero's death in foreign ground, be it in the soil of Flanders, be it in the cold of Russia, or in the forbidding ground of Serbia. He has had to give his young life away and his love weeps for him in quiet, unspeakable grief. So far I have been spared such suffering and
[new page]
I cannot tell you just how thankful I am. However, should his duty call upon him once again, we, too, have to be able to separate. The German girl, the German woman has to stand upright as well in this battle of nations, she must not be defeated by grief and suffering. The German woman, the German virgin contributes towards victory, be it in the care for wounded and sick people, or in diligent, industrious work in the house or in the field. German women's hard work has accomplished such a vast amount of love gifts and loving work. Let's pray to God that one day when things are quiet and peaceful, we will be able to tell you about this. Thanking you, my dears, for your kind engagement wishes, I hereby sincerely greet you,
Lisbeth Rath
Translated by Barbara Baeuerle