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Lisette Haase
Lisette Haase
Trebnitz den 13t [strikethrough:] Maerz [/strikethrough] May 71.
Lieber Schwager und Schwägerin!
Deinen Brief vom 6t Maerz haben wir erhalten, lange
hatten wir auf Nachricht von Euch nur gesehnt. Wir bedauern etwaß
sehr daß Du dadurch uns glücklich zu machen, so recht Deine liebe
Noth gehat hast. Da wir inliegende Zeilen an Roßmanns
geschickt hatten kam derselbe zu uns und wollte gleich ohne weiteres
mit uns fort, ich machte es ihn aber klar das dieß doch
nicht so ginge u wir Dich dadurch in eine zweite Verlegenheit
brächten. Zwei Tage nach diesem kam Sophie auch diese sieht
es wie sie sagt jetzt ein das sie gefehlt hat und daß es besser
gewesen wär wenn sie voriges Jahr gleich mit gemacht
u ihre ganze Habe verkauft hätte. Jetzt hat sie sich entschloßen
wenn es noch geht nach Amerika überzusiedeln
will aber hier erst Deine Meinung hören, wünscht deshalb
einen ausführlichen Brief von Dir wo Du alles schreibst
wie es jetzt steht, ob wir in Deine Farm kommen können
oder ob es nun vorderhand nicht geht, da Du sie doch verpachtet
hast; sie will aber wenn es geht nicht anders als in
Gemeinschaft mit uns, da sie nur zu uns ein festes Zutrauen
hätte, [strikethrough:] da [/strikethrough] sie glaubte das Gustav dadurch von manchen
abgehalten würde. Gustav u. Sophie beide [?] meinten [/?]
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sie hätten eine schwere Schuld gegen Dich zu büßen, würden aber nach Möglichkeit die Schaarte wieder auswetzen. Sie will alles verkaufen; und wenn es mit dem Häusern nicht gleich so geht einen bevollmächtigen.
Sophie wünscht vorzüglich zu wissen wie Du wieder gekauft hast und ob sie es in gemeinschaft mit uns übernehmen können. Ich hätte eher geschrieben glaubte aber immer sie würde ihre Gesinnung wieder ändern.
Neues kann ich Dir schreiben Trauerkunde Leopold in Hettstädt ist Witwer geworden die Schwägerin hat das zeitliches gesegnet Auch Leopold Haase in Sondersleben ist Witwer die Muhme ist gestorben.
Sonst geht hier alles den alten Gang. Durch den Krieg ist hier im Geschäfts<?illegible?> nicht viel gemerkt, es ist nun Friede, und das Vertrauen wird wieder fester.
Wir haben hier einen ungewöhnlich strengen Winter gehat 18 bis 23 Grat u N. Der März war ziemlich leidlich aber April u bis heute immer kalt mit Reif und Nachtfrosten traurige Witterung
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für den Oekonommen, nichts kann bei der Kälte gedeihen.
Wir sind noch alle gesund und munter, wünschen auch Euch dasselbige.
Viele Grüße von uns Allen an Euch Alle
In der Hoffnung bald Antwort zu erhalten Bleiben wir Eure Euch liebenden Mutter Schwester Schwager Im Auftrage Carl Memleb