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Lisbeth Rasp (Haas)
Lisbeth Rasp (Haas)
Knittelsheim, 23.8.21.
Unsere Lieben!
Nun ist endlich Ferienzeit! Seit Wochen sehne ich mich danach; denn nach einer Zeit der Arbeit und Mühe kommt jetzt eine Ruhepause. Zum Abschluß des Schulsemesters haben die beiden Schulen gestern eine Wanderung Gemacht. Herr Litt war auf Trifels-Madenburg, während ich eine anstrengende Bergtour – der auf den Abendberg vergleichbar – unternahm. Wir wanderten von Neustadt aus über die Hohe Loog zur Kalmithütte, wo wir prächtige Fernsicht hatten. Der Abstieg erfolgte mit Kletterpartien über das Felsenmeer zur Kropsburg und am Friedensdenkmal vorbei nach Edenkoben. Schade, daß es Euch unmöglich ist, solche Hochtouren zu machen; denn so bleiben Euch leider die schönsten Schönheiten der Pfalz verschlossen. Friedensdenkmal – Kropsburg läßt sich zwar von Edenkoben aus auf guter Fahrstraße besuchen. Meine Ansichtskarte habt Ihr wohl erhalten.
Von Callbach sind wir wohlbehalten zurückgekehrt – leider stark erkältet. Lisabeth und Kind leiden jetzt noch sehr, während bei mir die Sache früher zum Ausbruch kam und ich mich daher schon wieder auf dem Weg der Besserung befinde. Wie so eine Erkältung die ganze Stimmung beeinflußt! Aber trotzdem war ich gestern lustig und habe mich tüchtig ausgeschwitzt. –
Dispositionen, wie und wo wir unsere Ferien verbringen wollen, haben wir bis jetzt nicht getroffen, da wir Euren Entschließungen nicht vorgreifen wollen. Wir haben von verschiedenen Seiten Einladung erhalten, haben aber noch nirgends zugesagt, da wir Euch, Ihr Lieben,
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bei uns erwarten. Lisabeth und ich hoffen gerne, daß Ihr zu uns kommt und wiederholen – ohne aufdringlich sein zu wollen – hiermit unsere mehrmalige herzliche Einladung abermals. Sollte aber ein nochmaliges Verweilen bei uns nicht in Euren Wünschen und Absichten liegen, so laßt es uns umgehend wissen, damit wir unser Eintreffen in Heuchelheim den Schwiegereltern mitteilen und zusagen können.
Die Nachricht von dem Grabkaufe haben wir freudig gelesen, besteht doch jetzt Aussicht, daß unsere Lieben eine W [insertion:] w [/insertion]ürdige Ruhe und Erinnerungsstätte wird. Von Mutters Grabstätte kann man das nicht behaupten. Ich bedaure, daß Vater eine Überführung nicht zugibt. Damit hat er aber die Verpflichtung stillschweigend übernommen, dafür zu sorgen, daß es in Callbach anders wird. Ich werde in ihn dringen, daß er seinen ganzen Einfluß in Callbach zur Geltung bringt.
Für Euren Kartengruß von der Ebenburg, sowie aus Otterberg herzlichen Dank. Den meinigen von der Kalmit vermute ich in Eurem Besitz.
Beiliegend die Bilder von der Hochzeit [insertion:] Verlobung. [/insertion] Leider kein gutes Plattenmaterial gewesen.
Indem wir Eurem baldigen Kommen mit Freuden entgegen sehen sind wir in herzlicher Liebe u. Treue u. Dankbarkeit die Euren:
Eugen u. Lisbeth